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Umweltausschuss: Multiresistente Keime im Fokus

Der Forschungsstand zur Verhinderung der Ausbreitung multiresistenter Keime im Wasser weist noch erhebliche Lücken auf. Damit fehlt eine belastbare Datengrundlage zur Beurteilung möglicher Maßnahmen. Das war die einhellige Meinung der Sachverständigen in einer öffentlichen Anhörung im Bundestagsausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit am 13. Juni 2018. Anlass der Anhörung war ein Antrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen (Bundestags-Drucksache 19/1159), in dem mehr Maßnahmen gegen die Ausbreitung gefordert werden. Vor dem Hintergrund von Medienberichten über den Fund multiresistenter Keime in Bächen, Flüssen und Badeseen in Niedersachsen fordern die Grünen etwa den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft zu reduzieren. Besonders alarmierend sei, dass antibiotikaresistente Keime in Gewässern in relevanter Zahl auch gegen Colistin resistent sind, ein Medikament, das in der Humanmedizin nur in lebensbedrohlichen Situationen eingesetzt wird, im Mastbetrieb jedoch in größeren Mengen. Gewässerkundler Thomas U. Berendonk führte aus, dass resistente Bakterien eine biologische Verschmutzung, keine chemische darstellen, die zudem momentan gar nicht statistisch erfasst werde. Über die Dynamik, wie stark sich multiresistente Keime vermehren und wie die Resistenz weitergeben wird, können momentan keine validen Aussagen getroffen werden, so der Forscher. Im sogenannten One-health-Konzept der Human- und Tiermedizin sei der Bereich der Umwelt in der Vergangenheit zu wenig berücksichtigt worden, sagte Martin Exner vom Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn. Insbesondere spiele die Belastung durch Krankenhausabwässer eine Rolle, da die Erreger über einen längeren Zeitraum im Darm verweilen können und auch Resistenzinformationen austauschen. Gegenstand der Anhörung war auch die mögliche Weiterentwicklung von Kläranlagetechniken. Issa Nafo (Emschergenossenschaft/Lippeverband) machte in seiner Einschätzung deutlich, dass an einer vierten Reinigungsstufe gearbeitet würde, es aber nicht das eine Verfahren gäbe: „Der Stand heute ist, dass wir zwischen 90 und 99 Prozent der Keime eliminieren können. Wir sprechen also über den restlichen Prozentanteil”, so Nafo. Es sei vor allem mehr Zeit zum Forschen in Reallaboren und Pilotanlagen nötig, um verschiedene Lösungsansätze miteinander zu kombinieren, sagte der Sachverständige. Auch Norbert Jardin vom Ruhrverband beschrieb, dass eine vierte Reinigungsstufe nicht geeignet sei, die Resistenzlast nennenswert zu reduzieren.

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