Am 27. Dezember 2024 verstarb der langjährige Vorsitzende der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft, Bauassessor Dipl.-Ing. Wolfram Such, Direktor a. D., im Alter von 88 Jahren.
Im April 1936 in ein beruflich dem Wasserbau zugewandtes familiäres Umfeld hineingeboren, schloss Wolfram Such sein Studium des Bauingenieurwesens mit der Spezialisierung im Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft an der TH Dresden erfolgreich ab. Nach der Flucht seiner Eltern aus der DDR zunehmend politischen Repressionen ausgesetzt, ging Wolfram Such nach einer Tätigkeit als Hydrogeologe wenige Monate vor dem Mauerbau 1961 in die Bundesrepublik. Zunächst vertrat er beim Mittelweserverband in Syke seinen erkrankten Vater, wechselte danach zur Außenstelle Küste der Bundesanstalt für Wasserbau und zwischen 1962 und 1966 in den Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen. 1965 absolvierte er erfolgreich die Große Staatsprüfung für die höheren technischen Verwaltungsbeamten, im dafür zuständigen Prüfungsausschuss wirkte er ab 1981 mit.
Auf den Tag genau fünf Jahre nach Verlassen der DDR nahm Wolfram Such seine letztendlich 35jährige berufliche Tätigkeit beim Wahnbachtalsperrenverband (WTV) in Siegburg auf. Er war von 1989 bis 2001 Geschäftsführer des WTV und blieb diesem danach weitere fünf Jahre beratend verbunden. Über 200 Veröffentlichungen, darunter ein Gesetzeskommentar, zeugen von seinem umfassenden publizistischen Wirken.
Seit 1975 wirkte Wolfram Such in zahlreichen Fachausschüssen und Arbeitskreisen der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und des Deutschen Verbandes für Wasserwirtschaft und Kulturbau e. V. (DVWK). 1989 siedelte er die Geschäftsstelle des gerade gegründeten Arbeitskreises Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein-Sieg-Kreis beim WTV an, um in gemeinsamem Wirken von Landwirtschaft und Wasserversorgungsunternehmen boden- und gewässerschonende Acker- und Wiesenbewirtschaftungsmethoden zu entwickeln. Seit Oktober 1993 fungierte er als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT).
In seinen Lebenserinnerungen schildert Wolfram Such, wie er kurz vor seinem neunten Geburtstag Augenzeuge eines Todesmarsches von Zwangsarbeitern eines Rüstungsbetriebes wurde. Als sich ihm später die Gelegenheit bot, ergriff er die Möglichkeit, menschliche Not zu lindern, trat in den Ortsverband Siegburg des Technischen Hilfswerks (THW) ein und wirkte umfassend, auch als Ausbilder, im Katastrophen- und Zivilschutz, in der Notfallvorsorge und in Projekten der humanitären Hilfe, sowohl im nationalen wie im internationalen Rahmen, in Äthiopien, Somalia, im Libanon und im Sudan. Das Bundesverdienstkreuz am Bande krönte 1992 die zahlreichen ihm dafür verliehenen hohen Auszeichnungen.
Seit 1989 leitete Wolfram Such den Studienkreis für Geschichte des Wasserbaus, der Wasserwirtschaft und der Hydrologie, aus dem 2002 die Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V. (DWhG) hervorging, deren Vorsitz er bis 2019 innehatte. Er förderte in dieser Zeit die Gründung des Archivs für die Geschichte der deutschen Wasserwirtschaft in Tambach-Dietharz, die Gründung eines Fördervereins und errichtete die Förderstiftung für die Geschichte der Wasserwirtschaft und deren deutsches Archiv. Er setzte auch die Tradition der Rundschreiben des Studienkreises – 69 Ausgaben im Umfang von zuletzt über 300 Seiten – in der DWhG bis kurz vor seinem Tod fort. In Würdigung aller Verdienste um die Wassergeschichte verlieh die DWhG Wolfram Such 2022 die Ehrenmitgliedschaft und widmete ihm eine Festschrift sowie ein Festkolloquium.
Mit seiner freundlichen und gewinnenden Art werden wir ihn als inspirierende Persönlichkeit vermissen. Seine Arbeiten fortzusetzen, ist uns eine dauernde Verpflichtung und eine Möglichkeit des fortwährenden ehrenden Angedenkens.
Dr. Norman Friedrich Pohl für die Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V.
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