Forscher des IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur haben kürzlich ihren Baumwurzel-Versuchsstand aufgegraben. Zu Projektbeginn haben sie darin Abwasserrohre mit verschiedenen Schutzsystemen unterirdisch verlegt. Darauf pflanzten sie Bäume. Sechs Jahre ließen die IKT-Forscher die Wurzeln in Ruhe wachsen.
Auf dem nach Angaben des IKT weltweit einmaligen In-situ-Versuchsstand in Almere bei Amsterdam wurden zwei 30 Meter lange Abwasserleitungen DN 150 und DN 300 in 1,20 Meter Tiefe parallel verlegt. Darauf wurden fünf schnellwachsende Pappeln in je fünf Metern Abstand gepflanzt. Um zu sehen, wie Wurzeln mit unterschiedlichen Rohrsystemen interagieren, wurden Leitungen aus Beton, PVC, PP und GFK gewählt. Die insgesamt 15 Rohrverbindungen sind Standard-Steckmuffenverbindungen, Schrumpfschläuche, Übergangsmanschetten und ein experimentelles Bentonit-Band. In den Bettungsbereich um die Bäume herum setzten die IKT-Forscher acht Wurzelbarrieren ein, wie Folien und vertikale Platten verschiedener Hersteller, sowie eine mineralische Kapselung.
Beim Aufgrabe zeigte sich, dass selbst dicke Wurzeln sich verzweigten wie ein altrömischer Dreizack, wenn sie auf Widerstand stießen. Sie folgten dabei dem relativ lockeren Bodenraum um die Abwasserrohre herum. Die eingebauten Hindernisse umgingen sie – auf den ersten Blick erfolgreich. Einige Wurzeln drangen entlang der vertikalen Schutzplatten tiefer in die Erde, nur um anschließend hinter dem Hindernis wieder nach oben zu wachsen. Andere umgingen die Schutzsysteme seitwärts. Alle wuchsen in Richtung der Bettungszone der Rohre, wahrscheinlich weil dort der Boden weniger verdichtet ist und sie leichter vorankommen als in dem natürlichen Bodenraum.
Von den 15 Rohrverbindungen hielten 13 den Wurzeln stand, zwei nicht. Auch die Verbindungen zwischen den vertikalen Schutzplatten waren nicht in allen Fällen undurchdringlich. Die Wurzeln schlängelten sich auch hier hindurch.
Im Labor wird nun genau untersuchet, was die Wurzeln getan haben. Die abschließenden Ergebnisse des Forschungsprojekts sind für Anfang 2025 zu erwarten.
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