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Klimaerwärmung beeinflusst Grundwasserstände in Niedersachsen erheblich

In den letzten zwei Jahrzehnten zeigen die Grundwasserstände in Niedersachsen regional deutlich sinkende Tendenzen. Vor allem die Trockenjahre seit 2018 haben in vielen Gebieten bereits zu den stärksten Absenkungen seit Beginn der Aufzeichnungen geführt. Diese Entwicklungen können sich zukünftig fortsetzen, selbst ohne Berücksichtigung von Entnahmen aus dem Grundwasser durch den Menschen, sofern Maßnahmen zum globalem Klimaschutz nicht verstärkt umgesetzt werden. Zu diesen Ergebnissen kommt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Forschung und anderen Fachbehörden in einer Projektstudie, die im Dezember 2023 veröffentlicht wurde.

In der aktuell siebten Projektphase des Forschungsvorhabens KliBiW (Globaler Klimawandel – Wasserwirtschaftliche Folgenabschätzung für das Binnenland) hat man gemeinsam mittels verschiedener methodischer Ansätze die möglichen Entwicklungen der Grundwasserstände in Niedersachsen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts unter die Lupe genommen. Die Daten aus den Messnetzen weisen bereits auf ein Absinken der Grundwasserstände seit Beginn der 2000er-Jahre in vielen Regionen von Niedersachsen. Gleichzeitig deuten sowohl die Beobachtungen der letzten Jahre als auch Modelldaten für die Zukunft darauf hin, dass das Klima in Niedersachsen deutlich wärmer wird und extreme Ereignisse wie Trockenheit und Dürre, aber auch Starkregen zunehmen werden. Dies wird sich auch auf die Grundwasserverhältnisse auswirken.

Um diese Vermutung zu überprüfen, hat der NLWKN zusammen mit der Leibniz-Universität Hannover, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) auf Basis von Klimaprojektionen einen Blick in die mögliche Zukunft für das Grundwasser in Niedersachsen geworfen. In den bisherigen Projektphasen von KliBiW, das bereits 2008 an den Start gegangen ist, lag der Fokus auf den zukünftig möglichen Veränderungen der Hochwasser- und Niedrigwasserverhältnisse in Niedersachsen. Die Finanzierung des Gesamtprojektes erfolgt über das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Die jetzigen Ergebnisse zeigen, dass es allein durch die Auswirkungen des Klimawandels in Niedersachsen regional zu längeren Phasen mit niedrigen Grundwasserständen im Sommer und im Herbst sowie zum Teil höheren Grundwasserständen im Winter und im Frühjahr kommen kann. Dies birgt auch ein zunehmendes Risiko für mehrjährige Zeiträume mit entsprechenden Verhältnissen, wie wir sie zum Beispiel aktuell seit 2018 als Trockenphase mit insgesamt unterdurchschnittlichen Niederschlägen erleben. Gleichzeitig können diese niedrigen beziehungsweise hohen Wasserstände auch deutlicher ausfallen, im Einzelfall mit einer Abweichung von bis zu einem halben Meter gegenüber den langjährigen mittleren Verhältnissen. Und diese Veränderungen werden alleine durch die zukünftigen klimatischen Verhältnisse hervorgerufen. Menschliche Einflüsse auf die Grundwasserstände, beispielsweise ein erhöhter Bedarf an Wasserentnahmen für die Trinkwasserversorgung oder die landwirtschaftliche Feldberegnung, können diese Veränderungen noch verstärken.

Mit diesen Ergebnissen hat das Projekt erste wichtige Erkenntnisse zu den Folgen des Klimawandels auf die Grundwasserstände in Niedersachsen hervorgebracht, die bei Strategien und Maßnahmen zum Wassermanagement zu berücksichtigen sind. Aber es gibt weitere Fragen, die es zu klären gilt. Was für Auswirkungen hat es auf das Grundwasser, wenn Niederschläge zukünftig häufiger als Starkregen fallen? Welchen verstärkenden Effekt haben menschliche Einflüsse auf die Entwicklungen? Wie werden die Niedrigwasserabflüsse in den Fließgewässern durch veränderte Grundwasserstände beeinflusst? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, soll das Projekt KliBiW in einer nächsten Phase fortgeführt werden.

Veränderungen der Grundwasserstände können sich auf verschiedene Bereiche in Niedersachsen auswirken, zum Beispiel bei Entnahmen für die Trinkwasserversorgung oder zur Bewässerung in der Landwirtschaft, aber auch auf die Wasserversorgung von natürlichen Ökosystemen (Foto: NLWKN)

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