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Biokohle im Pflanzenbau: Düngeexperten für Vorsicht bei Einsatz von Klärschlamm als Ausgangsmaterial

Der Wissenschaftliche Beirat für Düngungsfragen (WBD) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat sein neues Gutachten „Biokohle in der Landwirtschaft – Nutzen, Grenzen und Zielkonflikte“ vorgelegt. Darin gibt der WBD auf Grundlage des derzeitigen Wissensstandes Empfehlungen für den weiteren Umgang mit Biokohle ab, um den Pflanzenbau nachhaltiger aufzustellen. Biokohle kann aus organischen Materialien – wie etwa Grünschnitt oder Holzspänen – hergestellt werden und wird als ein Beitrag zum Klima- und Bodenschutz diskutiert. Eigene Abschnitte in dem Bericht gehen auch auf die Pyrolyse und Hydrothermale Carbonisierung von Klärschlamm ein. Wörtlich heißt es „Bioabfall und Klärschlamm können generell mit Schwermetallen belastet sein. Bei deren Verwertung in der Landwirtschaft muss daher eine ständige Nachweisführung über die Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte erfolgen … Bei allen Reststoffen sollte auf eine eventuelle Belastung mit organischen Kontaminanten geachtet werden. Deren Einsatz für die Biokohleherstellung sollte nur möglich sein, wenn die Prozessbedingungen einen Abbau gewährleisten. Insgesamt schränken die Anforderungen an die Ausgangsstoffe, insbesondere im Hinblick auf die Nährstoff- und Schadstoffgehalte, deren Eignung für die Biokohleerzeugung deutlich ein.“ Und an anderer Stelle in dem Bericht: „Der Einsatz von Materialien aus der Recyclingwirtschaft für die Herstellung von Biokohle wird aufgrund der Risiken durch Stör- und Schadstoffe grundsätzlich abgelehnt. Weitere Argumente für einen Ausschluss dieser Stoffe für die Biokohleherstellung sind zu erwartende Stickstoffverluste bei der Herstellung von Biokohle (Biotonne, Klärschlamm) sowie die Verminderung der Phosphatverfügbarkeit, was ein erhebliches Problem bei der Herstellung von Klärschlammcarbonisaten darstellt.“

Der neue Beiratsvorsitzende Prof. Dr. Falko Holz sagte: „Unsere Ergebnisse zeigen: Biokohle birgt Chancen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Pflanzenbau. Sichergestellt werden muss in der Praxis, dass Schadstoffgrenzwerte eingehalten werden.“ Der ehemalige Vorsitzende Prof. Dr. Franz Wiesler fügte hinzu: „Der Einsatz von Biokohle in der Pflanzenproduktion birgt Chancen für die Bodenfruchtbarkeit, den Nährstoffhaushalt des Bodens und die Erträge. Klar ist aber, dass noch viel geforscht werden muss. Besonders zur Langzeitwirkung von Biokohle fehlen uns Erkenntnisse. Was die Potenziale von Biokohle auf den Klimaschutz angeht, braucht es dringend eine Modellierung unterschiedlicher Nutzungspfade von Biomasse und deren Effekte auf die Emission klimaschädlicher Gase.“

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