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Theodor Strobl gestorben

Am 6. September 2023 ist im Alter von 82 Jahren Prof. (em.) Dr.-Ing. Theodor Strobl gestorben. Strobl war bis 2007 Ordinarius für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der TU München und hat als Obmann des DWA-Fachausschusses „Talsperren” an der Erstellung von grundlegenden Merkblättern zum Bau und Betrieb von Stauanlagen maßgeblich mitgewirkt. Hierfür wurde ihm im Jahr 2010 die Ehrennadel der DWA verliehen. Theodor Strobl studierte von 1963 bis 1968 Bauingenieurwesen an der TH Darmstadt. Anschließend arbeitete er bis 1971 als Leiter von Bauprojekten in Brasilien und Deutschland bei der Hochtief Aktiengesellschaft. 1975 wurde er Regierungsbaumeister des Freistaates Bayern und begann eine Tätigkeit als Referent für Talsperren bei der Obersten Baubehörde in München. Strobl promovierte im Jahr 1982 an der TH Darmstadt mit der Arbeit „Das Tragverhalten einer flüssigkeitsgestützten Erdwand neben einer Einzellast”. Die weiteren beruflichen Stationen waren Leiter des Talsperren-Neubauamts in Nürnberg (1982-1987), als Ministerialrat die Leitung des Sachgebiets Talsperren und Wasserkraft bei der Obersten Baubehörde in München (1987-1989), bis Theodor Strobl schließlich von 1989 bis 2007 Ordinarius für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der TU München und Direktor der Versuchsanstalt Obernach (Oskar von Miller-Institut) war. Dazu war er Berater der bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung bei Fragen des Hochwasserschutzes, des Flussbaus und des Geschiebebetriebs. Von 1990 bis 2009 war er Obmann des Fachausschusses Talsperren des DVWK, dann der DWA. Auch sonst unterstützte er die DWA auf vielfältige Weise, unter anderem durch eine Fachexkursion in den Oman. Theodor Strobl konzentrierte sich im Laufe seines beruflichen Werdegangs auf Fragen des Wasserbaus und der Wasserwirtschaft. Als Experte mit großem Einfluss war er bei einer Vielzahl von großen internationalen Baumaßnahmen, wie zum Beispiel Staudammprojekten in Jordanien, Nepal, Kenia und dem Oman, beratend tätig. Sein wissenschaftliches Interesse deckte ein breites Spektrum an Themen auf dem Gebiet des Wasserbaus ab. Er beschäftigte sich unter anderem mit Damm- und Untergrundabdichtungen von Talsperren, der Anwendung von Walzbeton bei Staumauern sowie mit der Sicherheitsüberwachung von Talsperren, zum Beispiel durch den Einsatz von Glasfasertechnik. Theodor Strobl hat bedeutende Arbeiten zur Effektivität von Hochwasserschutz-Anlagen, zum Geschiebetransport bei Hochwasser und zur Renaturierung von Fließgewässern (mathematische und physikalische Modellierung) verfasst. Seine Fachkenntnis war bei einer Vielzahl von Vorhaben der öffentlichen Hand unter anderem in Bayern gefragt: Er war verantwortlich für die Planung und den Bau des Fränkischen Seenlandes. Darüber hinaus war ihm die Förderung und Optimierung von Wasserkraft ein zentrales Anliegen. Er war ein gefragter Berater von Kraftwerksbetreibern in wasserbaulichen und wasserwirtschaftlichen Angelegenheiten. In neueren Untersuchungen widmete er sich auch den Möglichkeiten einer gerechten Wasserverteilung in Wassermangelgebieten weltweit. Seine Erkenntnisse hat er neben zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch im Buch (mit Franz Zunic) „Wasserbau. Aktuelle Grundlagen - neue Entwicklungen”, das im Jahr 2006 bei Springer erschienen ist, zusammengefasst. An seiner längsten Wirkungsstätte, der TU München, wurden sowohl die Studierenden, aber auch seine Mitarbeitenden in den Genuss seiner Wasserbau-Begeisterung und seines Ingenieur-Ethos: Als engagierter Lehrer wurde er nie müde, seine Vorlesung stetig zu verbessern oder mit noch neueren oder umfassenderen Beispielen zu veranschaulichen und so Theorie und Praxis immer zusammenzuführen. Zahlreiche nationale und internationale Exkursionen unter seiner Regie boten den Studierenden einzigartige Einblicke in die Praxis. So ging der Lehrpreis „doce et delecta” mehrfach an ihn. Ganz nebenbei machte er Werbung für die DWA und die Regelarbeit bei den heranwachsenden Ingenieurinnen und Ingenieuren. Als Chef förderte er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber forderte sie auch. So fragte er häufig: „Ist das in der Praxis machbar?” „Ist das finanzierbar?” oder „Wem bringt das was?” - getrieben von dem Ziel praxisgerechte, pragmatische und realistische Lösungen zu entwickeln. Dabei schaffte er es, eine gute, konstruktive und vertrauensvolle Atmosphäre am Lehrstuhl und der Versuchsanstalt Obernach zu schaffen. Letztere lag ihm besonders am Herzen und er initiierte immer wieder wegweisende Modellversuche und Forschungsaufträge für das „Institut”. Zahlreiche seiner ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bis heute beruflich und privat noch Kontakt untereinander. Ehrungen blieben daher nicht aus: Die Verleihung der Ehrennadel der DWA im Jahr 2010 wurde bereits erwähnt. Seine herausragenden Leistungen an der TU München wurden am 19.07.2007 mit der Ernennung zum TUM Emeritus of Excellence gewürdigt. Zudem zeichnete ihn seine Alma Mater im Jahr 2009 mit der Heinz-Maier-Leibnitz-Medaille aus, benannt nach einem der bedeutendsten Wissenschaftler der TU München, und würdigte so „seine außergewöhnlichen Verdienste etwa bei der ingenieurtechnischen meisterhaften Konzeption und Realisierung der Fränkischen Seenplatte sowie für sein pionierhaftes Engagement in Jordanien und auf der arabischen Halbinsel.” Der Höhepunkt war im Jahr 2021 die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er zähle zu den renommiertesten Wasserbauingenieuren der vergangenen Jahrzehnte und habe die modernen Wasserbautechnologien entscheidend vorangebracht, hieß es in der Laudatio. Bei alldem wurde Theodor Strobl fachlich, aber auch menschlich sehr geschätzt. Die DWA wird dem Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren.

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