Klimawandel lässt Gletscherseen in Hochasien wachsen
Wo Gletscher schmelzen, können Gletscherseen entstehen - oftmals mit sehr instabilen Ufern und großem Gefahrenpotenzial. Als Folge eines Dammbruchs oder durch Flutwellen nach Lawinenabgängen oder Felsstürzen können sich enorme Wassermassen ins Tal ergießen, die noch viele Kilometer stromabwärts große Zerstörungskraft besitzen. Modellrechnungen mit neuesten Daten zeigen nun, dass sich in den Gebirgen Hochasiens als Folge des Klimawandels derart viele neue Gletscherseen bilden könnten, dass sich das in ihnen enthaltene Wasservolumen gegenüber heute verzehnfachen würde. Dies könnte eine Zunahme von Naturkatastrophen durch Gletscherseeausbrüche nach sich ziehen. In einer nun von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Innsbruck veröffentlichten Studie wurden Daten jüngster Klimamodelle und topographische Daten des Felsuntergrundes mit einem eisdynamischen Modell gekoppelt. Die Modellrechnungen zeigen, dass aufgrund des Klimawandels die Anzahl von Gletscherseen in Zentralasien im Verlauf des 21. Jahrhunderts stark zunehmen könnte. Das Wasservolumen der Gletscherseen könnte sich demnach sogar von knapp 4 km3 im Jahr 2018 auf über 40 km3 im Jahr 2100 verzehnfachen. Interessant bei der modellierten Entwicklung von Gletscherseen ist die Heterogenität des Gebietes. Da in südöstlichen Teilen des Himalayas die Gletscherschmelze bereits weit fortgeschritten ist, fällt die relative Zunahme an Seefläche und -volumen dort vergleichsweise gering aus. Ganz anders in den noch stark vergletscherten nördlichen und nordwestlichen Gebirgszügen, beispielsweise im Tienshan an der Grenze von China mit den zentralasiatischen Länder Kirgistan und Tadschikistan sowie im pakistanischen Karakorum. Dort wird eine Vervielfachung der Gletscherseen erwartet, die mit einer enormen Zunahme des Wasservolumens einhergehen könnte. Auch die verschiedenen Klimaszenarien wirken sich unterschiedlich aus. Es spielt eine entscheidende Rolle, ob die Welt einen nachhaltigen Weg einschlägt oder weiterhin ungebremst fossile Brennstoffe nutzt. Gletscher reagieren deutlich auf steigende Temperaturen, und die Seen bilden sich in einer wärmeren Welt vermehrt und schneller aus.
Originalpublikation: Projected 21st century glacial lake evolution in High Mountain Asia, Frontiers in Earth Science, doi: 10.3389/feart.2022.821798
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