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Hans-Joachim Vollmers gestorben

Am 7. April 2016 ist Univ.-Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Vollmers im Alter von 89 Jahren in Heidelberg gestorben. Hans-Joachim Vollmers wurde am 20.Mai 1926 in Wesermünde-Lehe, heute Bremerhaven, geboren. Er beendete die Oberrealschule in Zeiten des Zweiten Weltkriegs mit einem Reifevermerk und wurde im letzten Kriegsjahr noch zum Militärdienst eingezogen. Nach russischer Gefangenschaft hat er 1946 sein Abitur absolviert und eine Maurerlehre mit der Gesellenprüfung abgeschlossen. In den Süden Deutschlands brachte ihn 1948 die Aufnahme seines Studiums des Bauingenieurwesens an der TH Karlsruhe, das er 1954 mit dem Diplom abschloss. Anschließend promovierte Hans-J. Vollmers am dortigen Lehrstuhl für Wasserbau über „Probleme der Verlandung von Hafenmündungen”. Insgesamt war er sieben Jahre als wissenschaftlicher Assistent an der TH Karlsruhe tätig. Bevor es ihn wieder in den Norden zog, konnte er mit einem von der NATO geförderten Stipendium zwei Jahre bei der EDF am Laboratoire Hydraulique St. Venant in Chatou weitere Forschungen zum Sedimenttransport durchführen. 1965 wechselte Hans-J. Vollmers an die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) an die Außenstelle Küste nach Hamburg, um dort die Fachgruppe „Wasserbauliches Versuchswesen” zu leiten. Er wurde 1978 zum ordentlichen Professor an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg auf den Lehrstuhl für Konstruktiven Wasserbau berufen, den er bis zu seiner Pensionierung im 1991 innehatte. Die Leidenschaft von Hans-J. Vollmers galt voll und ganz dem Feststofftransport. In seinen ca. 100 wissenschaftlichen Publikationen und den zahlreichen Vorträgen auf nationalen und internationalen Konferenzen kommt dies ganz besonders zum Ausdruck. Bereits 1965 hat Hans-J. Vollmers an der BAW eines der damals beeindruckendsten Großflächenmodelle im Längenmaßstab 1 : 800 und mit einer 8-fachen Überhöhung auf einer Größe von ca. 50 m 100 m gebaut: „sein” Elbemodell mit beweglicher Sohle. Als Modellmaterial wurden 140 t Kunststoffgranulat mit einer Dichte ñ = 1,35 t/m³ verwendet. In seiner 2006 erschienen Publikation in „Die Küste” schreibt er zum Modellbetrieb: „Auf die Probleme beim Bau des Modells, die Messgeräte, die Messwerterfassung und -auswertung kann hier nur kurz eingegangen werden. Es wurden im Wesentlichen selbstentwickelte und … an die speziellen Bedingungen in diesem Modell angepasste Geräte eingesetzt. Die Messwertaufnahme erfolgte automatisch; für die Auswertung stand ein Prozessrechner (VARIAN) zur Verfügung. Es ist typisch für die damalige Zeit, dass die ‚offizielle‘ Anschaffung eines Rechners nicht gestattet war. Das Gerät wurde deshalb als ‚Datenkonzentrator‘ deklariert und gekauft.” Das Elbemodell war in der Größe vielleicht das beeindruckendste, aber bei weitem nicht das Einzige, das Hans-J. Vollmers konzipiert und betrieben hat. An der BAW und später an der Universität der Bundeswehr hat er seine Expertise und weitreichenden Erfahrungen beim Betrieb und Bau von sehr vielen weiteren maßstäblichen physikalischen Modellen mit beweglicher Sohle einfließen lassen. Zur Berechnung des Sedimenttransports hat er zusammen mit L. Pernecker eine eigene Sedimenttransportformel entwickelt, die auch in einigen numerischen Modellen Eingang gefunden hat. Unmittelbar nach seiner Berufung an die Universität der Bundeswehr München betrieb er mit großem Nachdruck die Ergänzung des Labors durch eine Wellen- und Tiderinne im Freigelände mit der dazugehörigen Messtechnik. Der damalige DVWK- und später ATV-DVWK-Fachausschuss „Sedimenttransport in Fließgewässern” profitierte ganz wesentlich von seinen umfangreichen Erfahrungen auf diesem komplexen Gebiet. Er war maßgeblich an der Erstellung der beiden Regelwerke zur Geschiebemessung und zur Schwebstoffmessung beteiligt. Hans-Joachim Vollmers war 1976 Gründungsmitglied der Estuary Study Group, die bis heute aktiv ist und sich mit Fragestellungen in Ästuaren und dem Küstenvorfeld beschäftigt. Mit Hans-Joachim Vollmers verlieren wir einen außerordentlich liebenswürdigen, bescheidenen, aufgeschlossenen, hilfsbereiten, stets positiv denkenden und lebensfrohen Fachkollegen, Hochschullehrer, Doktorvater, Mentor und guten Freund. Er war jederzeit bereit, sein Fachwissen mit anderen Wissenschaftlern zu teilen und hat es stets verstanden insbesondere junge Kolleginnen und Kollegen durch seine fachliche und persönliche Unterstützung zu motivieren und sich für sie einzusetzen. Wir werden ihn stets in dankbarer Erinnerung behalten.

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