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NRW: Quecksilberbelastung bei fast allen Fischen deutlich zu hoch
In Nordrhein-Westfalen überschreitet die Quecksilberbelastung bei fast allen untersuchten Fischen noch immer die bundesweite Biota-Umweltqualitätsnorm (UQN). Dies haben Untersuchungen des Landesumweltamtes NRW (LANUV) ergeben. 866 Fische von 17 unterschiedlichen Arten wurden hierfür an festgelegten Messstellen untersucht. Besonders belastet sind die fettreicheren Fische wie Aal, Barbe, Barsch, Karpfen, Döbel oder auch Brassen. Die untersuchten Karpfen wiesen beispielsweise im Mittel Quecksilbergehalte auf, die über dem Neunfachen der UQN von 20 Mikrogramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht liegen. Mehr als 500 Mikrogramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht wurden in Aalen aus den Gewässern Rhein, Urfttalsperre und Wupper sowie in Barben aus den Gewässern Lippe, Rhein, Sieg und Weser sowie Döbeln aus den Gewässern Dhünn, Rhein und Sieg gefunden. Maximale Gehalte von mehr als 800 Mikrogramm pro Kilogramm Frischgewicht wurden im Rhein (Aal, Messstelle Grietherort, 2009, und Döbel, Messstelle Düsseldorf-Flehe, 2009) und in der Sieg (Barne, Messstelle Menden, 2008) gemessen. Insgesamt hielten von den 866 untersuchten Fischen lediglich 14 Fische (zwei Prozent) die UQN ein. Das NRW-Umweltministerium will den Eintrag des gefährlichen Schwermetalls Quecksilber in die Umwelt nach eigenen Angaben deutlich reduzieren. Zur Quecksilberproblematik hat das NRW-Umweltministerium daher ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten fasst Daten zu den Quecksilberemissionen in NRW zusammen und stellt Maßnahmen und Potenziale dar, mit denen sich nach Einschätzung der Gutachter der Quecksilberausstoß aus Industrieanlagen verringern lässt. Nach Berechnungen des Gutachtens könnten durch den Einsatz moderner Technik die Quecksilberemissionen in NRW deutlich gesenkt werden. Industrieanlagen in Nordrhein-Westfalen verursachen mit etwa drei Tonnen Quecksilberemission pro Jahr fast ein Drittel der Quecksilberemissionen in Deutschland. Hauptemittenten in NRW sind die Kohlekraftwerke mit 2,2 Tonnen Quecksilber im Jahr. Die Braunkohlekraftwerke verursachen dabei die Hälfte der Quecksilberemissionen von Nordrhein-Westfalen (1,5 Tonnen), Steinkohlekraftwerke etwa ein Viertel (0,7 Tonnen). Das Gutachten kommt auch zu dem Ergebnis, dass besonders bei den Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken ein hohes Minderungspotenzial besteht. Die entsprechende Technik sei bereits auf dem Markt verfügbar. Würde diese Technik eingebaut, so die Gutachter, könnten die derzeitigen Quecksilberkonzentrationen im Abgas auf unter ein Mikrogramm pro Kubikmeter gesenkt werden. Würden die Minderungstechniken bei allen großen Kraftwerken eingebaut, ergäbe sich laut Gutachten eine Quecksilberminderung um rund 80 Prozent beziehungsweise rund 1,8 Tonnen im Jahr in NRW. Nach Aussage des Gutachters belaufen sich die Kosten für den Einsatz effizienter Quecksilber-Minderungstechnik auf weniger als ein Prozent der Stromgestehungskosten. Das Gutachten soll nun in NRW zwischen der Landesregierung, der betroffenen Industrie sowie Experten aus Wissenschaft und Verbänden diskutiert werden. Ziel ist eine Quecksilberminderungsstrategie.Weiterführende Links
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20160401_002
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