Anzeige

Rettung der Großmuscheln in deutschen Gewässern

Mit dem Projekt „ArKoNaVera „Umsetzung regionaler Schutzmaßnahmen und Entwicklung eines neuen überregionalen Artenschutzkonzeptes für die nationalen Verantwortungsarten: Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera und Malermuschel Unio pictorum” wollen die Technische Universität Dresden und Helmholtz-Forscher die deutschen Großmuscheln retten. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts bevölkerten die Malermuschel und die Flussperlmuschel viele Flüsse in Deutschland. Heute gelten sie als gefährdet oder sind gar vom Aussterben bedroht. Die Muschelpopulationen sind oft stark überaltert und fristen ein isoliertes Dasein. Dies führt zu Inzucht, das Erbgut der Populationen durchmischt sich kaum noch. Dadurch verarmt die einstige genetische Vielfalt der Muscheln, schwächt ihre Widerstandskraft und macht sie krankheitsanfälliger. Die Forscher aus Dresden und Leipzig wollen daher herausfinden, welche Umwelteinflüsse die Fortpflanzung und das Heranwachsen der Jungtiere beeinträchtigen. Auch widmen sie sich der Frage, wie sich die als „kulturhistorisch bedeutend” eingestuften Muschelarten nachzüchten beziehungsweise neuansiedeln lassen. Gemeinsam mit regionalen Ämtern, Behörden und Planungsbüros möchten sie Schutzkonzepte für die Großmuscheln entwickeln. Diese Ansätze werden dann in Pilotregionen in Bayern und Sachsen erprobt, zum Beispiel in Niederbayern, im sächsischen Vogtland und in den Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaften. Forscher der TU Dresden vom Lehrstuhl für Limnologie unter Leitung von Prof. Thomas Ulrich Berendonk begleiten diesen Prozess wissenschaftlich. Sie bauen eine Großmuschel-Datenbank auf und entwickeln softwaregestützte Entscheidungshilfe-Werkzeuge. Mit diesen neuen Computerprogrammen wollen sie Gewässer finden, die als Lebensraum für die Muscheln geeignet sind. Auch soll die Software Vorschläge unterbreiten, wie (und mit welchem Investitionsaufwand) bisher ungeeignete Gewässer so umgestaltet werden können, dass dort Großmuscheln überleben und sich fortpflanzen können. Ein UFZ-Team um Prof. Markus Weitere vom Department Fließgewässerökologie analysiert die Nahrungsansprüche der Jungmuscheln und entwickelt Methoden, um die Muschelvölker zu überwachen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördern dieses Projekt mit insgesamt 5,4 Millionen Euro, verteilt auf sechs Jahre. Die Koordination hat die TU Dresden übernommen.

Webcode

20151126_002