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Carl Franz Seyfried 90 Jahre
Am 21. Oktober 2015 begeht Prof. Dr.-Ing. Carl Franz Seyfried seinen 90. Geburtstag. Alle Mitarbeiter des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Leibniz Universität Hannover, dessen Direktor er von 1970 bis 1995 war, wünschen ihm auch auf diesem Wege weiterhin alles Gute und vor allem beste Gesundheit. Geboren wurde Herr Seyfried 1925 in Bremen. Nach Schule, Abitur und Kriegsdienst machte er zunächst ein Praktikum im Schiffsbau und eine Lehre als Industriekaufmann. Beide Ausbildungen haben ihm offensichtlich zu seinen außerordentlichen praktischen und wirtschaftlichen Fähigkeiten verholfen. Von 1949 bis 1955 studierte er an der damaligen Technischen Hochschule Hannover Bauingenieurwesen und war anschließend bis 1960 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei seinem Vorgänger Herrn Prof. Kehr beschäftigt. Seine Dissertation verfasste er zum Thema „Beitrag zur Frage der Reinigung des Abwassers der Stärkeindustrie”. Noch vor seiner Promotion im Jahr 1962 wechselte er zum Ruhrverband, wo er zuletzt Leiter der Abteilung für Entwurf und Betrieb war. Am 1. April 1970 wurde Carl Franz Seyfried Nachfolger seines „Lehrmeisters” Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. h. c. Georg Wilhelm Dietrich Kehr. Hier deckte Carl Franz Seyfried eine zunehmende Breite an Themen und Arbeitsgebieten ab, wobei er oft über die Stufe von Grundlagenuntersuchungen bis hin zur großtechnischen Anlagenplanung und -realisierung fortschritt. In 25 Dienstjahren hat er das Institut außerordentlich geprägt und ihm zu einem international sehr anerkannten Ruf verholfen. Zu seinen wesentlichen hervorzuhebenden Eigenschaften gehören der Ideenreichtum und Weitblick für die Erkennung von innovativen und erfolgversprechenden Verfahren, wie zum Beispiel der Anaerobtechnik, der biologischen Phosphor-Elimination, der Biofilmtechnik einschließlich der Deammonifikation und der Membranverfahren, oder auch der unterirdischen Enteisenung, deren Einsatz unter anderem auch durch Herrn Seyfried entscheidend mit geprägt und entwickelt worden sind. Aufgrund seines enormen Fachwissens waren Carl Franz Seyfrieds Ratschläge bald auch an vielen Stellen auf ehrenamtlicher Basis gefragt. Er gehörte dem Sachverständigenrat für Umweltfragen und dem Bundesgesundheitsrat der Bundesregierung an und war Mitglied zahlreicher Ausschüsse und Kommissionen. Besonders hervorzuheben ist sein breites Engagement in den Gremien der damaligen ATV, die eine langjährige Arbeit im Vorstand einschlossen. Besonders eingesetzt hat sich der Hochschullehrer Seyfried auch für die Ausbildung und die Belange des Betriebspersonals von Kläranlagen. Weiterhin ist auch seine Mitwirkung in Gremien wie der DECHEMA, dem DIN, der IWA oder der WEF sowie bei außerordentlich vielen Vorträgen und weiterbildenden Veranstaltungen zu erwähnen. Die vielfältigen Leistungen und Veröffentlichungen von Carl Franz Seyfried wurden mit einer Reihe von Ehrungen gewürdigt. Dazu gehören die goldene Ehrennadel und die Ehrenmitgliedschaft der DWA, das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Karl-Imhoff - Piere-Koch-Medaille der International Water Association (IWA), die Max-Prüß-Medaille der DWA und die Willy-Hager- Medaille. Hervorzuheben ist auch seine immer eindeutige Meinung zu bestimmten Verfahren, Richtungen oder Moden in der Abwassertechnik. So machte er keinen Hehl daraus, dass er nichts von phosphatfreien Waschmitteln hielt, auch war ihm der hygienische Standard und der Komfort der Nutzer sanitärer Einrichtungen sehr wichtig, die mögliche Einführung von Trenntoiletten und Trockenklos für unsere Zivilisation war ihm suspekt. Bei der Auswahl von Verfahren setzte er immer auf robuste und störungsfreie Systeme und weniger auf Hochleistungsreaktoren. Wichtig war und ist ihm auch immer eine eindeutige Definition und sogar Grammatik, was wohl durch sein langjähriges Engagement im Bereich der DIN-Ausschüsse geprägt wurde. So musste sich der ein oder andere Vortragende doch schon einmal korrigieren lassen, wenn er den Faulbehälter nicht DIN-gerecht als solchen, sondern als Faulturm bezeichnete oder gar von Belebtschlamm sprach. Neben der fachlichen Kompetenz sind es aber vor allem auch sein Wesen, sein Humor und sein Führungsstil, die seine Person in ungewöhnlicher Weise auszeichnen. Alle Doktoranden haben aufgrund der großen Freiheitsgrade, die ihnen von Herrn Seyfried gelassen wurden, sehr früh ihren Weg in die Selbständigkeit gefunden. Zu diesen Freiheitsgraden gehörte auch das Verständnis für diverse Probleme. Wenn dann bei den eigenen Forschungen mal was schiefging, wurde das meistens von Herrn Seyfried mit dem Zitat von Murphy und einem Lächeln kommentiert, was den ein oder anderen etwas irritieren konnte. In diesem Zusammenhang ist sicherlich der geniale Arbeitsstil und die zugehörige Ordnung unseres zu Ehrenden zu nennen, anscheinend ist dies auch ein Bestandteil des Erfolgs. Einer seiner treuesten Wegbeleiter ist sein Dackel Rumpel, der mittlerweile über verschiedene Generationen immer wieder auch zu Doktorprüfungen erschienen ist und der bereits einen Platz in der internationalen Literatur als Anschauungsobjekt für Biofilme gefunden hat. Auch heute lässt es sich Herr Seyfried nicht nehmen, zu ausgewählten Veranstaltungen im ISAH zu erscheinen und die ein oder andere wichtige Erfahrung - die nicht in elektronischen Literaturrecherchen zu finden ist - beizusteuern. Bleibt uns nur, neben einem herzlichen Glückwunsch dem Jubilar weiterhin Gesundheit und die wohlverdiente Muße zu wünschen, das Leben ausgiebig genießen zu können.Webcode
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