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Sauerstoffnot im Grundwasser durch Enteisungsmittel

Auf Flughäfen verwendete Enteisungsmittel können sich negativ auf das Grundwasser auswirken. Dies belegt eine aktuelle Studie der Universität Jena. Auf vielen Flughäfen ist es gängige Praxis, entlang der Rollbahnen jeden Winter erhebliche Mengen von Enteisungsmitteln im Boden zu versickern, um die natürlichen Selbstreinigungskräfte des Bodens zu nutzen. Chemikalien wie Propylenglykol und Kaliumformiat werden dort zwar von lebenden Mikroorganismen abgebaut, zumindest kurzfristig wird damit auch deren Eintrag ins Grundwasser verhindert. Die starke Belastung mit diesen Substanzen führt laut den Wissenschaftlern aber dazu, dass der Sauerstoffgehalt des Bodenwassers und des Grundwassers dramatisch sinkt. Der Grund: Um die Schadstoffe abzubauen, nutzen die Mikroben Sauerstoff. Je mehr dieser Substanzen sie verstoffwechseln müssen, umso mehr Sauerstoff verbrauchen sie dabei. Damit einhergehend erfolgt eine Auflösung von Eisen- und Manganoxiden, welche als „Kittsubstanzen“ die Struktur des Bodens stabilisieren. Für seine Untersuchungen hat das Jenaer Forscherteam den Boden rund um den Flughafen der norwegischen Hauptstadt Oslo analysiert. Hier werden in jedem Winter durchschnittlich 1.000-1.500 Tonnen Enteisungsmittel verbraucht. Der Flughafen steht dabei direkt auf dem größten oberflächennahen Grundwasserleiter Norwegens, dem Romerike-Aquifer. Die Geowissenschaftler haben Bodenkerne in der Nähe der Rollbahn des Flughafens genommen und diese an einem Feldstandort in der Nähe des Flughafens untersucht. Dazu haben die Wissenschaftler die Bodenkerne mit enteisungsmittelhaltigem Wasser beladen und so eine „Schneeschmelze“ simuliert. Das nach der Passage durch die Bodenkerne aufgefangene Sickerwasser wurde eingehend auf Rückstände von Enteisungsmitteln und den Sauerstoffgehalt untersucht sowie weitere Parameter bestimmt. Die Ergebnisse zeigen aber nicht nur die Sauerstoffprobleme, sondern auch Lösungsmöglichkeiten auf. Neben der Einrichtung gesonderter Areale, in denen Schmelzwasser kontrolliert versickern kann, schlagen die Wissenschaftler auch den gezielten Einsatz von Bakterien, die sich auf den Abbau dieser Chemikalien spezialisiert haben, im Boden vor. Die Ergebnisse der Studie haben die Wissenschaftler veröffentlicht in Environmental Science and Pollution Research 2015, 22 (4), 3158–3174, DOI 10.1007/s11356-014-3506-3.

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20150430_004