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Agrochemikalien sind globales Gewässerproblem
Agrochemikalien stellen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein gravierendes Problem für Fließgewässer dar. Rund 40 Prozent der Fließgewässer auf der Erde sind nach aktuellen Untersuchungen von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Universität Koblenz-Landau mit Agrochemikalien belastet. Da in die Untersuchung auch viele Gewässer in unbeeinflussten Gebieten wie Gebirgen und Wäldern einbezogen wurden, seien diese Chemikalien somit ein Problem für die überwiegende Mehrzahl an Gewässern in landwirtschaftlichen Gebieten, betonen die Wissenschaftler. Sie haben ihre Forschungsergebnisse gemeinsam mit den Universitäten Mailand, Aarhus und Aachen jetzt in einer modellierten Weltkarte zum Austrag von landwirtschaftlich genutzten Insektenvernichtungsmitteln in Gewässern veröffentlicht. Besonders gefährdet sind danach Gewässer im Mittelmeerraum, in den USA, in Mittelamerika und in Südostasien. Für den Atlas hat das internationale Forschungsteam ein globales Modell mit einem Raster von rund zehn Kilometern erstellt, in das u.a. Daten der Welternährungsorganisation FAO zur Landwirtschaft und der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA zur Landnutzung eingeflossen sind. Berücksichtigt wurden außerdem die Jahresdurchschnittstemperatur und der monatliche Maximalniederschlag für rund 77000 Messstationen weltweit. Danach schätzten die Forscher das sogenannte Runoff Potenzial (RP) ab, also welche Menge an Insektiziden über Regenwasser von den Agrarböden in die Bäche und Flüsse abfließt. Um die komplizierten Schätzungen zu überprüfen, haben die Wissenschaftler zudem Kontrollmessungen zur Insektizidbelastung in Gewässern vier verschiedener Regionen durchgeführt. Entstanden sind mehrere Weltkarten: Die Vulnerabilitätskarte berücksichtigt zunächst nur die geografische und klimatische Ausgangslage. Die Risikokarte dagegen zeigt, welche Risiken aus dieser natürlichen Verletzbarkeit durch die Landnutzung des Menschen entstehen. In Mitteleuropa stuften die Wissenschaftler das Risiko für Gewässer größtenteils als mittel bis hoch ein. Dort wie auf der Nordhemisphäre insgesamt zeigt sich ein deutlicher Nord-Süd-Gradient. Das Risiko des Eintrags von Insektenvernichtungsmittel in Gewässer nimmt in Europa, Nordamerika und Asien nach Süden hin deutlich zu, weil dort mit höheren Durchschnittstemperaturen auch mehr Insektizide eingesetzt werden.Webcode
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