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Risikobewertung bei Pflanzenschutzmitteln ist praxisfern

Das Verfahren zur Zulassung von Pflanzenschutzmittel in der EU ist praxisfern und bedarf dringend einer Überarbeitung. Zu dieser Schlussfolgerung kommt das Institut für Umweltwissenschaften Landau auf Basis einer aktuellen Untersuchung zu Fungiziden in den Gewässern. Die EU verwendet seit Ende der 1990er Jahre mathematische Simulationsmodelle (FOCUS-Modelle) bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Fungizide stellen beim Einsatz mit knapp 50 Prozent die größte Gruppe dar. Zugelassen werden dürfen Pflanzenschutzmitteln danach nur, wenn die mit den Modellen vorhergesagten Konzentrationen unterhalb der ökologisch bedenklichen Wirkschwelle liegen. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau hat nun überprüft, ob diese errechneten Konzentrationen mit tatsächlichen Messwerten übereinstimmen. Hierfür haben die Wissenschaftler eine umfassende europäische Datenbasis ausgewertet. Ergebnis: In zwölf bis 23 Prozent der Fälle waren die tatsächlich gemessenen Werte höher als die Berechnungswerte. Nach Eingrenzung auf EU-Studien und 90-Prozent-Werte stieg die Fehlerquote sogar auf 43 Prozent. Die Ursache für diese Abweichungen kann neben ungeeigneten Berechnungsmethoden auch in Anwendungsfehlern liegen. Doch selbst eine mangelnde Einhaltung von Pufferzonen würde laut den Umweltwissenschaftlern nur etwa die Hälfte der hohen Werte erklären. In neun von zehn Fällen war die Abweichung zwischen Vorhersage und Realität zudem größer als 30 Prozent. Die den Aussagen zugrunde liegende Studie „Fungicide Field Concentrations Exceed FOCUS Surface Water Predictions: Urgent need of Model Improvement“ ist in der Fachzeitschrift Environmental Science & Technology erschienen.

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20131216_002