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Bepflanzte Versickerungsmulden wichtiges Schwammstadt-Element

Bepflanzte Versickerungsmulden sollen beim Umbau der Städte zu Schwammstädten helfen. Wie diese Versickerungsmulden pflanzlich zusammengesetzt sein sollten, um optimal mit Starkregen, Hitze und Trockenheit umgehen zu können, erforschen aktuell das Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung der TU Berlin, die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Regenwasseragentur. In zwei 14 × 3 m großen Versickerungsmulden stehen Gemeinschaften aus 17 heimischen und exotischen Arten. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Bepflanzte Versickerungsmulden sind neben der Entsiegelung von Parkflächen sowie der Begrünung von Dächern und Fassaden ein Instrument beim Umbau der Städte zu Schwammstädten. Die Versickerungsmulden dienen in erster Linie zur Entlastung der Kanalisation bei Starkregenereignissen. Vorteilhaft ist, dass sie dabei das Regenwasser zwischenspeichern und den Pflanzen außerdem zur Verdunstung und somit zur Kühlung des Mikroklimas zur Verfügung stehen. Sie sind Wasserspeicher und Wasserspender, Orte also, wo der natürliche Wasserkreislauf wiederhergestellt ist, der in unseren versiegelten Städten fehlt. Doch welche Pflanzen sind robust genug, um diesen Gegensätzen gewachsen zu sein - sowohl mit extremer Nässe zurechtzukommen als auch Trockenheit und Hitze zu trotzen? Zudem sollen die Stauden und Gräser langlebig sein, um den Pflegeaufwand der Versickerungsmulden gering zu halten. Und angesichts des Insektensterbens dokumentieren drei Expert*innen, welche Blüten Wildbienen, Schwebfliegen, Tagfalter und tagaktive Nachtfalter präferieren, um einen Überblick zu bekommen, welche Pflanzenmischung sich als Nahrungsquelle eignet. Im Herbst 2021 wurden die Versickerungsmulden bepflanzt unter anderem mit Steppen-Wolfsmilch, Steppen-Salbei und Wilde Möhre, weil sie tiefgehende Wurzelsysteme ausbilden, um Wasser aus tieferen Bodenschichten beziehen zu können. Aufgrund der Trockenheit werden besonders trockenheitsverträgliche Arten benötigt. Ein tief durchwurzelter Boden kann zudem viel Wasser speichern. Neben den beiden Forschungsflächen in Dahlem gibt es noch eine Vergleichsfläche in der Rummelsburger Bucht inmitten eines Wohngebietes. Anders als in Dahlem, ist diese Mulde viel stärker den realen städtischen Bedingungen ausgesetzt - so zum Beispiel dem schadstoffbelasteten Regenwasserabfluss von der Straße und Hundekot. Seit dem Frühjahr 2022 wird nun die Vitalität jeder einzelnen Pflanze untersucht. Diese wird durch vegetative und generative Merkmale bestimmt. Aber nicht die einzelne Pflanze an sich ist für das Projekt entscheidend, sondern wie die 17 Pflanzenarten in dieser Gemeinschaft miteinander „koexistieren”. Daher wird in den kommenden zwei Jahren genau dokumentiert werden, welche Pflanzen überdauern, welche andere verdrängen und das kleine Biotop dominieren. Das gewonnene Wissen soll helfen, solche begrünten Muldensysteme anzulegen und ein die Biodiversität förderndes Biotopnetzwerk in Städten zu entwickeln.

Webcode

20221109_002

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