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Bayernoil will 40 Prozent des bayerischen Klärschlamms zu Flugkraftstoff verarbeiten

Im Projekt To-Syn-Fuel wurde ein vom Fraunhofer-Institut UMSICHT entwickeltes Verfahren zur Herstellung von Kraftstoffen aus Biomassereststoffen im Demonstrationsmaßstab umgesetzt. Aus 500 Tonnen Klärschlamm wurden bislang mehr als 50 000 Liter biogenes Rohöl gewonnen. Der Bau eines Großdemonstrators im bayerischen Hohenburg (Landkreis Amberg-Sulzbach) wurde im Rahmen eines EU-Vorhabens (elf europäische Partner) mit 12,5 Millionen Euro gefördert. Zum Abschluss des Projekts absolvierte ein Testfahrzeug mit dem Kraftstoff eine Rundreise von mehr als 2000 Kilometern durch Europa. Die Öle wurden im Projekt über einen Hydrierprozess zu Kraftstoffen umgesetzt. Sie erfüllen bei entsprechender Weiterverarbeitung die wichtigsten Normanforderungen für Benzin (EN 228) und Diesel (EN 590). Sie sind daher mischbar mit herkömmlichen Kraftstoffen und lassen sich ohne Motorumbauten bei gleicher Leistung einsetzen. Der CO2-Fußabdruck je gefahrenem Kilometer reduziert sich um über 85 Prozent. Wird der feste Kohlenstoff (Biokohle), der im Herstellungsprozess anfällt, eingelagert, lassen sich bilanziell CO2-negative Kraftstoffe erzeugen. Die Fraunhofer-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Herstellungskosten für den alternativen Kraftstoff je nach Größe der Produktionsanlage, der Art des Endprodukts und der Besteuerung mit denen fossiler Kraftstoffe vergleichbar sein könnten. Sie würden damit oberhalb von Ethanol und Biodiesel aus Energiepflanzen, aber unterhalb anderer alternativer Kraftstoffe beispielsweise aus Power-to-X Verfahren liegen. Im Gegensatz zu herkömmlichem Biodiesel stehen sie nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Neben Klärschlamm sind auch andere biogene Rest- und Abfallstoffe in dem Verfahren verwertbar, zum Beispiel Gärreste, Gülle, Bioabfälle oder Minderholz. Nach Berechnungen von Fraunhofer liegt das technische Potenzial solcher Rest- und Abfallstoffe allein in Deutschland bei mehreren Millionen Tonnen. Die Kerntechnologie, die im To-Syn-Fuel-Projekt zum Einsatz kommt, ist das von Fraunhofer entwickelte TCR-Verfahren (Thermo-Katalytisches Reforming). Biogene Reststoffe werden dabei unter Sauerstoffabschluss bei 450 Grad in einem Schneckenreaktor erhitzt. Es entstehen Dampf und ein Feststoff. Der Feststoff, von der Beschaffenheit ähnlich einer Pflanzenkohle, wird gezielt mit dem Dampf in Reaktion gebracht. Dadurch verbessert sich die Qualität der späteren Produkte Gas und Öl erheblich. Der Prozessdampf wird abgekühlt, so dass eine Öl-Wasser-Mischung auskondensiert. Das Wasser wird abgezogen und es verbleibt ein Bio-Rohöl, vergleichbar mit einem fossilen Mineralöl. Das restliche, wasserstoffreiche Synthesegas wird gereinigt und kann für Synthesen oder als Energieträger verwertet werden. Die Kohle kann eingelagert oder in anderen Anwendungen genutzt werden. Die Raffinerie Bayernoil will die Fraunhofer-Technologie in größerem Maßstab umsetzen und beabsichtigt, bis spätestens 2030 bis zu 400 000 Tonnen (100 000 Tonnen Trockensubstanz) Klärschlamm zu verarbeiten, das wären rund 40 Prozent des bayerischen Aufkommens. Erzeugt werden daraus vorrangig nachhaltige Flugkraftstoffe.

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20221006_002

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