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Restaurierung von Mooren: Überfluten ist nicht die ideale Lösung

Intakte Moore sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und wichtige Senken für Treibhausgase. Viele Moore, die in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandelt wurden, sollen deshalb restauriert werden. Eine aktuelle Studie mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) zeigt verschiedene Möglichkeiten dafür. Die Autorinnen und Autoren machen deutlich, dass die bislang meist angewandte Methode, ehemalige Moore zu überfluten, problematisch ist: Sie kann bewirken, dass große Mengen des treibhausrelevanten Gases Methan und Nährstoffe in die Umwelt gelangen. Den Oberboden abzutragen oder Moore langsam wiederzuvernässen, kann in vielen Fällen ökologisch sinnvoller sein. Die großflächige Flutung hat dagegen unerwünschte Nebeneffekte. sehr große Mengen Treibhausgase werden freigesetzt, zudem kann auch der Nährstoffeintrag in die Umwelt kann rapide ansteigen. „Der Boden ist zusammengesackt und mineralisiert. Kommt Wasser darauf, entsteht zunächst ein Flachsee, und der im Boden gebundene Phosphor wird freigesetzt. Die Phosphor-Konzentrationen solcher überstauten Moorflächen sind dabei 100 bis 1000-mal höher als in naturnahen Mooren. Die Konzentrationen sind so hoch, weil der Torf stark zersetzt und mineralisiert ist und die Böden oft überdüngt sind, wenn sie zuvor intensiv bewirtschaftet wurden. Außerdem werden unter diesen Bedingungen große Mengen des besonders klimawirksamen Methans frei”, erklärt Dominik Zak. Bis sich naturähnliche Bedingungen einstellen und moortypische Pflanzen wie Moose und Seggen dominieren, vergehen außerdem mehr als 50 Jahre. Alternativ bietet es sich unter bestimmten Bedingungen an, den stark mineralisierten Oberboden der Moore abzutragen. „In den obersten 20 bis 50 Zentimetern liegt ein großer Teil des Phosphors und anderer Gewässer belastender Stoffe in mobiler Form vor”, sagt Dominik Zak. Besonders in Gebieten mit etwas stärkerer Neigung und niedrigem Grundwasserspiegel ist diese Methode sinnvoll. Die Entwässerungsgräben werden mit einem Teil des abgetragenen Bodens verschlossen, sodass der Wasserspiegel von selbst wieder ansteigt. Die moortypische Vegetation kann sich bei dieser Methode binnen weniger Jahre entwickeln, wie Dominik Zak vor einigen Jahren am Beispiel des Moores in der Lehstsee-Niederung zeigen konnte. In anderen Experimentalflächen reduzierte sich zudem der Methanausstoß um das Hundertfache. Damit die Restaurierungsmaßnahme auch funktioniert, muss der Grundwasserstand aber nahe der Mooroberfläche sein. Der Oberbodenabtrag ist allerdings kostenintensiv, und es müssen klimaschonende Lösungen für seinen Verbleib gefunden werden, denn zum Füllen der Gräben genügt ein geringer Teil der Abtragmenge. Die dritte Methode, die in der Studie vorgestellt wird, ist eine langsame Wiedervernässung. „Unter solchen Bedingungen lassen sich diese Flächen in der Vegetationsperiode noch als Gras- oder Weideland weiter nutzen bei noch höheren Wasserständen im Winterhalbjahr, was insgesamt die Mineralisierung im Boden drosselt. Nach etwa zehn Jahren wird die Vernässung dann wieder ganzjährig zugelassen, und ein erneutes Moorwachstum kann einsetzen”, sagt Dominik Zak. Positive Effekte der langsamen Wiedervernässung erwarten die Forschenden nach zehn bis 15 Jahren. Keine der drei Methoden ist universell einsetzbar. Parameter wie Topografie, Flächengröße, Degradation des Bodens, Abflüsse, Grundwasserspiegel oder aktuelle Bodennutzung spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, wie die jeweiligen Flächen wiedervernässt werden sollten. „Moore komplett zu fluten, kann wegen der Treibhauswirkungen und der stark erhöhten Nährstofffreisetzung allerdings sehr nachteilige Effekte haben”, warnt Zak.

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