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Pilotprojekt zur Pandemiebekämpfung im Berchtesgadener Land

Die Technische Universität München (Prof. Dr.-Ing. Jörg Drewes), der Sanitätsdienst der Bundeswehr (Oberstveterinär Dr. Katalyn Roßmann) sowie die Kommunen und der Landkreis Berchtesgadener Land arbeiten gemeinsam in einem Forschungsprojekt, um einen möglichen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie zu leisten. Durch die Analyse von Corona-Viren im Abwasser soll ein Frühwarnsystem zum Schutz der Bevölkerung entwickelt werden. Insgesamt werden Proben an aktuell zwölf Messstellen im Landkreis ausgewertet. Viele infizierte Personen entwickeln zwar wenig oder kaum Symptome, können das Virus jedoch - oftmals unbemerkt - an Risikogruppen weitergeben. Um die Infektionsketten bereits frühzeitig zu durchbrechen, suchen Wissenschaftler - neben dem strukturierten Testen von Risikopatienten - geeignete Frühwarnsysteme zum Schutz der Bevölkerung. An einem solchen Frühwarnsystem forscht die TU München in Kooperation mit dem Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe gemeinsam mit Epidemiologen der Bundeswehr im Landkreis Berchtesgadener Land. Flächendeckend werden Abwasserproben analysiert, die durch die Korrelation mit angeschlossenen Einwohnerzahlen sowie positiv bestätigten COVID-19 Fällen Aufschluss über das Infektionsgeschehen vor Ort geben. Die Kommunen im Berchtesgadener Land, das Landratsamt und die Forscher ziehen hier gemeinsam an einem Strang. Finanziell wird das Projekt durch die Berchtesgadener Landesstiftung unterstützt, die 60 Prozent der anfallenden Kosten für die Probenahmen im Abwassersystem übernimmt, sowie durch das vom Bundesforschungsministerium geförderte Verbundvorhaben Biomarker CoV2. Analysiert werden die Proben am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München. „Durch diese annähernd flächendeckende Beprobung eines ganzen Landkreises erfassen wir fast die gesamte Bevölkerung und damit auch die Infizierten und können durch die Bestimmung der viralen RNA der Coronaviren den Verlauf des Infektionsgeschehens unmittelbar abschätzen. Damit sind wir deutlich schneller, als auf die offiziellen Ergebnisse der Testungen zu warten”, so Jörg Drewes. Trotzdem sind die Corona-Tests von Einzelpersonen, insbesondere der PCR-Test im kommunalen Testzentrum oder bei den Hausärzten, weiterhin absolut wichtig und notwendig. Denn das Abwasser-Monitoring kann das Infektionsgeschehen nur für größere Siedlungsbereiche anzeigen. Ein weiteres Projekt, bei dem der Landkreis aktuell Vorreiter ist, ist die Zusammenfassung der aktuellen Corona-Lage im Landkreis mithilfe innovativer und digitaler Werkzeuge. Durch den Einsatz von Geoinformatik wurde ein eigenes Dashboard für den Landkreis Berchtesgadener Land entwickelt, in dem die aktuellen Daten zum Infektionsgeschehen im Landkreis - im Gegensatz zum Dashboard des Robert-Koch-Instituts - auf Gemeindeebene ausgelesen werden können. Dieses Dashboard versteht sich als internes Werkzeug für das Gesundheitsamt und den Krisenstab und ist nicht öffentlich zugänglich. Angezeigt werden hierbei etwa die Verläufe des Infektionsgeschehens in den einzelnen Gemeinden, die Situation in den Krankenhäusern oder die Verteilung der Fälle in den Einrichtungen. Durch die geografische Verortung von SARS-CoV-2-Fällen, können örtliche Cluster punktgenau analysiert werden. Auch das Abwasser-Monitoring ist direkt in das Dashboard eingebunden und liefert dem Gesundheitsamt damit einen gemeindescharfen Überblick über das Infektionsgeschehen.

Webcode

20210426_005

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