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67 Billionen Mikroplastik-Partikel gelangen jährlich in die Ostsee

67 Billionen Mikroplastik-Partikel gelangen jährlich aus urbanen Quellen in die Ostsee. Zu diesem Ergebnis gelangt ein internationales Wissenschaftlerteam rund um den Warnemünder forscher Gerald Schernewski aufgrund einer Auswertung existierender Daten von 3525 Kläranlagen im Osteinzugsgebiet sowie weiterer Literaturangaben. Die Wissenschaftler haben berechnet, wie viele Partikel der am häufigsten genutzten Kunststoffe der Größe zwischen 0,02-0,5 mm aus diesen Quellen in die Ostsee gelangen und wie sie sich dort verhalten. Sie benutzten dafür Simulationen auf der Basis von dreidimensionalen Strömungsmodellen, die ihnen außerdem die Verweildauer der Teilchen im Meer anzeigten und die Regionen identifizierten, in denen die Mikroplastiklast hauptsächlich abgelagert wird. Die Verweilzeit ist dabei mit rund 14 Tagen relativ gering. Innerhalb dieses Zeitraumes landet der Großteil des Mikroplastiks an den Küsten in der Nähe der Einleitungen, zum Beispiel von Flussmündungen. Hier kann die jährliche Belastung der Strände auf eine Milliarde Partikel pro Meter Küstenlinie anwachsen. Im Durchschnitt gehen die Autor*innen von einer Million Partikel aus, die jährlich pro Meter an allen Ostseestränden landen. In einer weiteren Studie untersuchten die Wissenschaftler*innen mithilfe unterschiedlicher Modellszenarien, welchen Gesamteffekt die Reduktionen an einzelnen Quellen bringen würden. Sie fanden heraus, dass der größte Effekt durch die Etablierung von Trennkanalisation mit Retentionseinheiten zu erreichen wäre: die Gesamtmenge des Eintrages von Mikroplastik aus urbanen Quellen in die Ostsee halbierte sich, wenn der Anteil der jährlichen Abwässer, die über die Regenwasserüberläufe in die Ostsee gelangen, von derzeit 1,5 auf 0,3 Prozent gedrosselt würde. Um weitere 14 Prozent würde sich der Gesamteintrag reduzieren, wenn alle Abwässer an Klärwerke mit einer dritten Reinigungsstufe angeschlossen würden. Allein die Nachrüstung aller Klärwerke in den osteuropäischen Flusseinzugsgebieten um eine dritte Reinigungsstufe würde die Menge an von dort eingetragenen Partikeln um 50 Prozent reduzieren. Die detaillierten Ergebnisse haben die Forscher in der Studie „Transport and behavior of microplastics emissions from urban sources in the Baltic Sea” in veröffentlicht (Front. Environ. Sci., doi: 10.3389/fenvs.2020.579361).

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20210301_004

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