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Auswirkungen von Wasserkraft auf Gewässerökologie werden überschätzt

Nach Ansicht der bayerischen Wasserkraftverbände Vereinigung Wasserkraftwerke Bayern (VWB) und Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) werden die Auswirkungen der Wasserkraft auf die Gewässerökologie überschätzt. Die Interessenvertreter der Wasserkraft plädieren dafür, alle Einflüsse, die auf Gewässer einwirken, bei der Beurteilung der Qualität und Durchgängigkeit von Flüssen offen zu diskutieren. Zudem sollten auch wichtige Funktionen von Wasserkraftanlagen wie Hochwasserschutz und Grundwassersicherung bei der Bewertung der Wasserkraft einbezogen werden, schreiben die Verbände in einer Mitteilung. Laut dem bayerischen Landesamt für Umwelt sind derzeit 4248 Wasserkraftwerke in Bayern in Betrieb. Nach einer Umfrage des Landesverbandes Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) sind rund 70 Prozent davon mit Fischaufstiegshilfen ausgestattet, 1275 Wasserkraftanlagen verfügen über keine Fischaufstiegshilfen. Demgegenüber stehen laut den Verbänden 50 730 weitere Querbauwerke, die ebenfalls nicht durchgängig sind. Die Verbände beziehen sich dabei auf eine WWF-Studie, nach der 50 730 von insgesamt 57 000 Querbauwerken in Bayern nicht durchgängig sein sollen. Ein Rückbau von Wasserkraftanlagen ist zudem nach Einschätzung der Verbände häufig nicht möglich. Mit zwei Meter Fallhöhe bräuchte man bei einem Gefälle von 0,5 Prozent eine Flusslänge von 400 Metern. Häufig sei dieser Platz gar nicht vorhanden. Denn dort, wo vor vielleicht 500 Jahren der Fluss in großen Schleifen breit mäanderte, seien heute Brücken, Häuser, Felder und Wiesen. Die heutige Siedlungsstruktur würde den geforderten Rückbau erschweren, wenn nicht unmöglich machen, heißt es dazu in der gemeinsamen Mitteilung. Als weitere Argumente pro Wasserkraft führen die Verbände - neben der Energieerzeugung - verschiedenen Nutzen für die Gesellschaft an. So befände sich vor jeder Anlage ein Stauraum, der für Gewässerorganismen auch bei Trockenheit einen Rückzugsort bildet. Zudem werde dadurch der Grundwasserspiegel konstant gehalten. Ein Aufstauen oder ein Absenken des Oberwasserspiegels sei für den Betreiber nicht zulässig. Und auch auf der Seite unterhalb des Wasserkraftwerks wechselten sich Bereiche mit Strömung mit stehenden Gewässern und seichten Kiesbänken mit tiefen Becken ab. Hier fänden unterschiedlichste Tierarten mit ihren speziellen Anforderungen Lebensraum, wie er an Fließstrecken oft nicht mehr vorhanden ist. Im weiteren Verlauf der Mitteilung wehren sich die Verbände gegen eine pauschale Verurteilung der Wasserkraft bezüglich des schlechten ökologischen Zustands vieler Gewässer. Für die Wasserkraftbetreiber tragen auch der Eintrag von Chemikalien und diffusen Stoffe in die Gewässer erheblich zum Gewässerzustand bei. Dazu kämen Begradigungen durch Flurneuordnungen, Einengungen des Gewässers durch Siedlungsdruck sowie Klimaveränderungen. Weiterhin hätten Versiegelung, Versauerung und Versalzung durch die Einleitung der Straßenentwässerung negative Auswirkungen.

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