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Lücken im grenzüberschreitenden Gewässerschutz am Rhein

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Wasserwirtschaft entlang des Rheins ist grundsätzlich gut. Beispielsweise bei Mikroverunreinigungen ist die Zusammenarbeit das ganze Einzugsgebiet etabliert. Allerdings gibt es auch immer noch Gebiete, in denen offensichtlich nur wenig reguliert ist und wo betroffene und zuständige Akteure kaum zusammenarbeiten. Dies betrifft vor allem die grenzüberschreitende Vernetzung der Schweiz mit Österreich und Liechtenstein. Zu diesem Ergebnis kommt das Schweizer Wasserforschungsinstitut EAWAG im Rahmen eines gemeinsam mit Luxemburgischen Institut für Sozio-ökonomische Forschung (Liser) durchgeführten interdisziplinären Projektes. Im naturwissenschaftlichen Teil analysierten die Forschenden mit Massenflussanalysen, wo die Schadstoffe in welchen Mengen in Fließgewässer eingetragen werden. Sie wählten hierfür exemplarisch zwei Herbizide (Isoproturon, S-Metolachlor) und zwei Pharmazeutika (Carbamazepin, Sulfamethoxazol), die im ganzen Einzugsgebiet verwendet werden und die für die Trinkwasserversorgung relevant sind. In einem ersten Schritt modellierten die Forschenden, wo die Substanzen in welchen Mengen angewendet werden. Basis dazu bildeten einerseits die Verkaufsdaten der Stoffe, andererseits die Bevölkerungsdichte bei den Medikamenten bzw. die Fläche der landwirtschaftlichen Kulturen, in denen die beiden Herbizide zum Einsatz kommen. Im zweiten Schritt berechneten sie, wie viel dieser Substanzen durch Auswaschung oder über die Kläranlagen ins Flussnetzwerk gelangen. Schließlich bestimmten sie die Frachten für Basel und Düsseldorf und modellierten die sogenannten Impactzonen. Diese bilden ab, welche Gebiete zu welchem Anteil zur Gesamtfracht an einem Ort beitragen. Parallel dazu ermittelten die Politologen mit sozialen Netzwerkanalysen, wie die betroffenen Wasserversorger in die Regulierung dieser Schadstoffe eingebunden sind. In Interviews erfragten sie, mit welchen Behörden, Verbänden und weiteren Akteuren die Wasserversorgungen in Basel und Düsseldorf im Bereich von Mikroverunreinigungen in Kontakt stehen. In Basel resultierten daraus 40 involvierte Akteure, für Düsseldorf deren 15. Zudem erhoben die Forschenden, welche Behörden auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene vernetzt sind, um Umweltvorschriften oder Maßnahmen zu koordinieren. Sie lokalisierten diese Akteure und stellten die Verbindungen auf einer Karte dar. So entstand ein räumliches Bild der Netzwerke, das die Kompetenzzone der Wasserversorger zeigt. Beim Vergleich des räumlichen Bildes der Netzwerke mit den Impact-Zonen zeigte sich, dass nationale Grenzen das Netzwerk der Akteure beeinflussen: Während der Basler Wasserversorger über das ganze nationale Einzugsgebiet und nach Deutschland vernetzt ist, findet kein Austausch mit Akteuren in Liechtenstein und Österreich statt. In Düsseldorf fehlen Kontakte zu Akteuren in Frankreich, in die Schweiz besteht nur eine Verbindung. Die Forschenden kommen zum Schluss, dass die regulatorische und organisatorische Ebene gut mit der ökologischen überlappt. Die Visualisierung macht aber auch deutlich, wo noch Problemzonen vorhanden sind. Erschienen ist die Studie „Misfit between physical affectedness and regulatory embeddedness: The case of drinking water supply along the Rhine River; Global Environmental Change 48 (2018)” ist in der Fachzeitschrift Global Environmental Change erschienen (doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2017.11.006).

Webcode

20180418_002

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