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Ökologisch intakte Flüsse sind den Deutschen Milliarden wert

Ökologisch intakte Gewässer sind nicht nur schön, sie haben auch einen Nutzen im zweistelligen Milliardenbereich. Allein in Deutschland beträgt die Zahlungsbereitschaft für intakte Gewässer zwischen 27 und 47 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), die zusammen mit einem internationalen Team untersucht haben, wie hoch die Wertschätzung der Bevölkerung in Deutschland und drei anderen europäischen Ländern für die Renaturierung von Flüssen ist. Die Hochrechnungen zeigen, dass sich hierzulande die summierte Zahlungsbereitschaft für ökologisch intakte Flüsse auf 27 bis 47 Milliarden Euro pro Jahr beläuft. Die Forschenden führten in vier Ländern - Deutschland, Schweden, Norwegen und Frankreich - ein ökonomisches Auswahlexperiment durch. Dazu wurden in jedem der Länder rund 1000 Einwohnerinnen und Einwohner befragt - als repräsentativer Querschnitt der jeweiligen „Online-Bevölkerung”. Die Teilnehmenden sollten für die Flüsse in ihrer Wohnumgebung bevorzugte Kombinationen von ökologisch relevanten Flussmerkmalen auswählen, mit der Maßgabe, für die Erreichung des ausgewählten Flusszustands einen bestimmten Betrag in einen Flussentwicklungsfonds einzuzahlen. Aus den Antworten konnten die Forschenden sowohl die Präferenzen der Bevölkerung für Flussmerkmale ablesen als auch die Zahlungsbereitschaft für die Verbesserung der Flüsse abschätzen. Die Befragten aller Länder bevorzugten Flüsse, die eine hohe Badegewässerqualität und eine hohe Artenvielfalt aufweisen und in denen charakteristische Flussfischarten wie Störe, Bachforellen oder Lachse vorkommen. Daraus kann man ableiten, dass ökologisch ausgerichtete Programme zur Renaturierung von Fließgewässern grundsätzlich positive Werte für die Bevölkerung stiften können. Für eine Verbesserung der Wasserqualität von Flüssen wären die Deutschen bereit, 79 Euro pro Person und Jahr auszugeben. Von der deutschen Bevölkerung wurde als weitere Flusseigenschaft eine gute Durchgängigkeit, beispielsweise zur Gewährleistung von Fischwanderungen, besonders wertgeschätzt - etwas stärker sogar als das Auftreten bestimmter Fischarten oder die Förderung einer hohen heimischen Artenvielfalt. In Zahlen ausgedrückt: Ein Ausbau der Wasserkraft über das heutige Maß hinaus würde in Deutschland zu einem Nutzenverlust von fast 100 Euro pro Person und Jahr führen. Würden gleich mehrere Flussmerkmale verbessert, beispielsweise über eine höhere Wasserqualität, freie Fließstrecken und die Förderung der heimischen Artenvielfalt, würde der Bevölkerung in Deutschland ein Nutzen gestiftet, der einer Zahlungsbereitschaft von 675 Euro pro Person im Jahr entspräche. Unter der Annahme von einer Person pro Haushalt würde eine ökologische Flussrenaturierung in der Wohnumgebung eines jeden der 41 Millionen Privathaushalte einen Nutzen von hochgerechnet etwa 27 Milliarden Euro pro Jahr ergeben. Wenn man die Zahlen auf alle Personen über 18 Jahre bezieht, entstünde sogar ein Nutzen, der mit 47 Milliarden Euro pro Jahr beziffert werden kann. Obwohl solche Befragungsergebnisse immer mit methodischen Unsicherheiten behaftet sind, zeigen die Zahlen doch eindrucksvoll, dass bei den Deutschen eine hohe ökologische Flussqualität auch eine sehr hohe Wertschätzung genießt und dass sich eine Flussverbesserung auch ökonomisch gesehen lohnen kann. Detaillierte Informationen enthält der Artikel „Managing river fish biodiversity generates substantial economic benefits in four European countries”, den die Forscher in der Zeitschrift Environmental Management veröffentlicht haben.

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20191113_002

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