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Ruhrgütebericht: Anspruchsvolle Fischarten kehren in die Ruhr zurück

Die Wasserqualität der Ruhr hat sich in den letzten Jahren so verbessert, dass auch anspruchsvolle Fischarten in den Fluss zurückkehren. Diese erfreuliche Entwicklung betonte Prof. Harro Bode, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbandes, Mitte September bei der Vorstellung des gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) erstellen 41. Ruhrgüteberichts. Zur Erreichung des von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustandes sind aber weiterhin noch zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit der Gewässer notwendig. Hierfür ist unter anderem ein Fischaufstieg am Baldeneysee in Planung. Neben der Durchgängigkeit steht an der Ruhr das Thema Spurenstoffe weiter hoch auf der Agenda. Momentan hat die AWWR verstärkt Röntgenkontrastmittel im Blick. Insbesondere jodierte Kontrastmittel können mittlerweile in allen Teilen der aquatischen Umwelt nachgewiesen werden, in der Ruhr steigen die Konzentrationen flussabwärts stetig. Auch wenn die vorliegenden niedrigen Konzentrationen hinsichtlich des Trinkwassers völlig unbedenklich sind, nimmt die AWWR ihr häufiges und zunehmendes Vorkommen im Trinkwasser mit Unbehagen wahr. Denn auch mit den weitergehenden Verfahren in der Trinkwasseraufbereitung lassen sie sich nicht beziehungsweise nur geringfügig entfernen. Die AWWR fordert daher, Röntgenkontrastmittel verstärkt an der Quelle zurückzuhalten. Zentrale Erfassungskonzepte für Krankenhäuser oder auch dezentrale Erfassungssysteme stellen für die AWWR grundsätzliche Alternativen dar. Bezüglich des Abbaus von Mikroschadstoffen in Kläranlagen hat der Ruhrverband von 2010 bis 2013 umfassende Versuche durchgeführt. Untersucht wurden Verfahren mit Pulveraktivkohle (Adsorption) und mit Ozon (Oxidation) sowie eine Kombination beider Verfahren. Das Ergebnis: Die Eliminationsleistung hängt vor allem von den Eigenschaften der Substanz ab, die entfernt werden soll. So lässt sich das Schmerzmittel Diclofenac noch vergleichsweise gut eliminieren, wobei für eine Eliminationsleistung von 80 Prozent bereits eine Hochdosierung von Pulveraktivkohle bzw. Ozon benötigt wird. Röntgenkontrastmittel, insbesondere die Amidotrizoesäure, können hingegen selbst bei höchster Dosierung nur um etwa 40 Prozent reduziert werden. Für alle untersuchten Rückstände gilt daher: Ihre ohnehin vergleichsweise geringe Konzentration im Gewässer lässt sich durch zusätzliche Verfahren noch weiter senken, doch ein gewisser Rest bleibt immer nachweisbar. Dies liegt aber auch an der mittlerweile hohen Empfindlichkeit der zum Einsatz kommenden Analysetechniken. Beim Energieverbrauch, um dessen Reduktion sich Kläranlagenbetreiber aus Umwelt- und Kostengründen seit Jahren intensiv bemühen, schlägt die weitergehende Elimination von Arzneimittelrückständen allerdings deutlich zu Buche. Im Fall der Kläranlage Schwerte stieg der Energieverbrauch gegenüber dem bisherigen Betrieb um 42 Prozent. Darin ist die zur Aufbereitung der Aktivkohle notwendige Energie noch nicht enthalten. Bei einer Realisierung der sogenannten vierten Reinigungsstufe müsste nach den Berechnungen des Ruhrverbandes der Vier-Personen-Modellhaushalt, den auch der Bund der Steuerzahler bei seinem jährlichen Abwassergebührenvergleich zum Maßstab nimmt, etwa um 60 bis 70 Euro höhere Gebühren pro Jahr bezahlen als bisher.

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