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Insektizidbelastung der Gewässer überschreitet Zulassungswerte

Die Insektizidbelastungen der Gewässer überschreiten weltweit die durch die Behörden definierten maximal akzeptablen Konzentrationen. In über 40 Prozent der Fälle, in denen ein Insektizid durch eine Wasserprobe in einem Gewässer weltweit nachgewiesen wird, ist die gefundene Konzentration höher als sie laut behördlichem Zulassungsverfahren sein dürfte. Bei Sedimenten, für die häufig weniger bindende behördlich festgelegte Werte vorliegen, sind über 80 Prozent der Messwerte inakzeptabel hoch. Diese Aussagen treffen Wissenschaftler des Instituts für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau auf Basis erstmals global erhobener Daten der Insektizidbelastung von Gewässern. Diese Ergebnisse zeigten, dass Insektizide eine signifikante Gefahr für die Biodiversität in Gewässern weltweit darstellen und dass die behördliche Risikobewertung für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln offensichtlich keinen ausreichenden Schutz biete, betonen die Wissenschaftler in ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse. Neben Schwächen bei der Risikobewertung kritisieren die Wissenschaftler nicht eingehaltene Auflagen beim Ausbringen von Pestiziden auf der landwirtschaftlichen Fläche. Nur eine generelle Reform der Landwirtschaft und ein verstärkter ökologischer Anbau würden ihrer Einschätzung nach auf globaler Ebene die Sicherstellung der Ernährung einer wachsenden Bevölkerung bei gleichzeitiger Reduktion der negativen Einflüsse der auf den Einsatz von Pestiziden basierenden intensiven Landwirtschaft auf Ökosysteme, wie Gewässer, ermöglichen. Die Landauer Wissenschaftler haben auf der Grundlage von 838 Studien insgesamt 11.300 Fälle identifiziert, in denen ein Insektizid in einem Gewässer gemessen wurde. In dieser Metaanalyse der wissenschaftlichen Literatur aus Zeitschriften mit peer-review wurden 28 verschiedene Insektizide berücksichtigt, von denen der größte Anteil in der EU oder den USA auch aktuell noch zugelassen ist. Insgesamt stammen die Gewässerkonzentrationen von über 2500 Probestellen aus 73 verschiedenen Ländern und wurden zwischen 1962 und 2012 in der wissenschaftlichen Literatur veröffentlicht: 8.166 Konzentrationen stammen aus Wasserproben und 3.134 aus Sedimentproben von Gewässern. Für diese Wasser- und Sedimentproben lagen mehr als 52 Prozent der Messwerte (5.915 Proben) aus dem Freiland über den maximal akzeptablen Konzentrationen. An 68,5 Prozent der betrachteten Probestellen wurde eine Insektizidkonzentration im Gewässer festgestellt, die gemäß Zulassungsverfahren eigentlich nicht vorkommen dürfte. Teilweise lagen die gemessenen Werte um den Faktor 10.000 höher als gemäß Zulassungsverfahren maximal vertretbar. Die Wissenschaftler sind auch der Frage nachgegangen, ob neuere Insektizidwirkstoffe im Gegensatz zu älteren Wirkstoffen ein geringeres Umweltgefährdungspotential aufweisen. Ergebnis: Neuere Wirkstoffe, wie die heute vielfach eingesetzten synthetischen Pyrethroide, zeigen in 66 Prozent der Wasserproben Werte, die höher lagen als die nach den Zulassungsdaten akzeptablen Maximalkonzentrationen. Bei vergleichsweise alten Wirkstoffgruppen, wie die aus anderen Gründen inzwischen weitestgehend vom Markt genommenen Organochlorinsektizide, liegt diese Rate nur bei 24 Prozent der Proben. Das Risiko für Gewässer ist also im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gestiegen. Die Autoren haben die Studie “Agricultural insecticides threaten surface waters at the global scale” in der Zeitschrift “Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (doi:10.1073/pnas.1500232112) veröffentlicht.

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20150415_001

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