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Klimawandel erschwert Binnenentwässerung an der Küste

Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt an der ostfriesischen norddeutschen Küste und mögliche notwendige Anpassungen für das Entwässerungssystem haben Wissenschaftler der Jade Hochschule und der Universität Oldenburg im Forschungsprojekt „Klimaoptimiertes Entwässerungsmanagement im Verbandsgebiet Emden (KLEVER)” untersucht. Wichtigste Erkenntnis: Die bestehende Entwässerungsinfrastruktur wird zukünftig nicht mehr ausreichen. Es können aber Maßnahmen ergriffen werden, um das Hochwasserrisiko bis Ende des Jahrhunderts deutlich zu senken. Basierend auf Klimamodellen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung berechnete die Jade Hochschule mögliche Veränderungen des Wasserhaushalts. Wahrscheinliche Einflüsse, die sich in Zukunft auf das Entwässerungssystem in der Region auswirken, sind höhere Winterniederschläge, die Versiegelung von Grünflächen sowie der Anstieg des Meeresspiegels. Beispielsweise wird in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar das zu entwässernde Wasservolumen enorm ansteigen. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts könnten dies 25 Prozent sein. Die zunehmende Flächenversiegelung wird diese Entwässerungsherausforderung noch verstärken. Im Verbandsgebiet werden pro Jahr aktuell rund 63 Hektar versiegelt. Wenn die Versiegelung mit der aktuellen Rate weiter voranschreitet, würde der Entwässerungsbedarf bis Mitte des Jahrhunderts in den Wintermonaten um weitere zwei Prozent und bis Ende des Jahrhunderts insgesamt um vier Prozent ansteigen. Neben der Flächenversiegelung ist auch der Anstieg des Meeresspiegels ein Problem. Bisher werden die Siele bei Ebbe geöffnet, so dass das Wasser ohne den kostenintensiven Betrieb der Pumpen abfließen kann. Wenn der Meeresspiegel wie in den Klimaszenarien beschrieben ansteigt, wird der Wasserstand zur Ebbe seltener niedrig genug sein um die Siele zu benutzen. In dem Fall ist der Entwässerungsverband auf seine Pumpen angewiesen. Laut Modellergebnissen wäre der Abfluss des Wassers über die Siele Ende des Jahrhunderts nicht mehr möglich: Die Anzahl der Stunden, in denen das Sielen möglich ist, wird sich bis 2045 halbieren. Im Jahr 2070 wird der Sielzeitraum nur noch ein Viertel des jetzigen betragen, bevor das Sielen Ende des Jahrhunderts nur im besten Fall noch als Entwässerungsmöglichkeit genutzt werden kann. Schlussfolgerung: Die bestehende Entwässerungsinfrastruktur wird zukünftig nicht mehr ausreichen. Im Rahmen des KLEVER-Akteursforums wurde daher in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern eine Reihe von Maßnahmenvorschlägen erarbeitet, wie der Herausforderung entgegengetreten werden kann. Diese umfassen vor allem technische Maßnahmen wie die Erweiterung der Pumpkapazitäten der Schöpfwerke. Auch die Speicherkapazitäten in bestehenden Gewässern auszubauen wäre denkbar, sowie die Möglichkeit zusätzliche Retentionsräume zu schaffen. Bei vollständiger Umsetzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen könnte das Hochwasserrisiko bis Ende des Jahrhunderts deutlich gesenkt werden.

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20181025_002

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