Anzeige

Klimawandel gefährdet Sauerstoffaustausch im Bodensee

Der Klimawandel birgt zahlreiche Gefahren und Risiken für den Bodensee. Wassertemperaturanstieg, reduzierter Sauerstoffaustausch sowie Ufererosion nennt die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) als die wesentlichen Probleme. So liegt die Temperatur an der Oberfläche des Sees bereits heute im Mittel 0,9°C höher als vor 50 Jahren. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das Mischungs- und Schichtungsverhalten des Sees. Denn entscheidend sei die Zufuhr von Sauerstoff in die tiefen Wasserschichten durch den vertikalen Wasseraustausch, der im Winter stattfinde. Diese Zirkulation falle aufgrund der wärmeren Temperaturen in den vergangenen Jahren aber immer geringer aus oder bleibe sogar aus, da die sommerliche Schichtung früher einsetze und insgesamt stabiler werde, betont die LUBW. Dazu kommen niedrigere Wasserstände im Sommer, insbesondere seit den 1990er Jahren. Hintergrund ist auch hier der Klimawandel, der Schneefall im Winter geht zurück, dadurch fallen die sommerliche Schneeschmelze und die Wasserzufuhr über die Zuflüsse geringer aus. Die niedrigeren Wasserstände im Sommer wirken sich vor allem auf die ufernahen Bereiche aus. Als Folge würden nicht nur die Flachwasserzone als wichtiges Brutgebiet für Fische und Krebstiere kleiner, betont die LUBW, auch viele der wertvollen Feuchtgebiete am Seeufer trockneten im Sommer stärker aus und seien bedroht. Dagegen breite sich der Schilfgürtel in trockenen Jahren weiter in Richtung See aus. So entstünden neue Schilfröhrichte, die aber wieder durch Hochwässer gefährdet seien. Ein weiteres Problem ist die Ufererosion. Bei sinkenden Wasserständen verändert sich die Brandung und es werden verstärkt feinkörnige Sedimente vom Ufer abgespült. Das betrifft auch die touristischen Einrichtungen am Ufer. Die ausgespülten Sedimente lagern sich schließlich auch in Häfen und Schifffahrtsrinnen ab, die bereits heute mit hohem Aufwand freigebaggert werden müssen. Die LUBW plädiert vor diesem Hintergrund dafür, die Nährstoffbelastung des Bodensees gering zu halten. Gelange zum Beispiel zu viel Phosphat in den Bodensee, vermehrten sich Algen stärker. Diese produzierten zwar zunächst an der Oberfläche des Sees mehr Sauerstoff und bildeten für zahlreiche kleine Wasserorganismen eine verbesserte Nahrungsgrundlage. Für den Seeboden aber bedeute das Überangebot an Algen Sauerstoffmangel, so die LUBW. Denn am Seeboden werde die große Zahl an absinkenden toten Organismen abgebaut. Dieser Vorgang verbrauche Sauerstoff, der aufgrund der unzureichenden winterlichen Zirkulation nicht nachgeliefert werden könne. Die Sauerstoffwerte in der Nähe des Seegrunds könnten dann kritische Werte erreichen. Noch liegt dank des heutigen nährstoffarmen Zustands selbst nach mehreren aufeinanderfolgenden Jahren schwacher Zirkulation der Sauerstoffgehalt im Tiefenwasser stets über sechs Mikrogramm pro Liter. Dies ist laut der LUBW vor allem den in den letzten Jahrzehnten errichteten und immer wieder ausgebauten Kläranlagen und den von allen Bodenseeanrainerstaaten mitgetragenen wissenschaftlichen Untersuchungen der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB), zu verdanken.

Webcode

20160503_001

Zurück