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Mikroplastik auch in Schweizer Gewässern

Mikroplastik in Oberflächengewässern wird auch in der Schweiz ein Thema. Die ETH Lausanne hat im Auftrag des Schweizer Bundesamtes für Umwelt (BAFU) sechs Schweizern Seen sowie die Rhone auf Mikroplastik untersucht. Ergebnis: In den meisten Proben der sechs untersuchten Schweizer Seen und der Rhone wurden Mikroplastik-Partikel nachgewiesen. Obwohl die gemessenen Konzentrationen keine direkte Gefährdung für Umwelt und Wasserqualität darstellen, bezeichnet das BAFU die Vorkommen in den Gewässern als unerwünscht und sieht darin zudem einen Verstoß gegen das geltende Verunreinigungsverbot der Gewässerschutzgebung. Die ETH Lausanne hat für die Untersuchung zwischen Juni und November 2013 aus Genfersee, Bodensee, Neuenburgersee, Lago Maggiore, Zürichsee und Brienzersee sowie aus der Rhone bei Chancy an der Grenze zu Frankreich Proben entnommen. Diese Proben von der Wasseroberfläche wurden auf das Vorkommen und die Art der Kunststoffpartikel mit einer Größe zwischen 0,3 und 5 mm untersucht. In 27 Proben fanden die Forscher im Mittel circa 0,1 Mikroplastik-Partikel pro Quadratmeter Wasseroberfläche, wobei sieben Proben kein Mikroplastik enthielten. Die Werte einzelner Proben zwischen und innerhalb der Seen variierten stark, was auf Unterschiede in der Belastung der ufernahen beziehungsweise uferfernen Zonen sowie auf zeitlich stark schwankende Einträge in die Seen hindeutet. So wurden beispielsweise die höchsten Konzentrationen nach einem Gewitter gemessen, was darauf schließen lässt, dass Mikroplastik von abfließendem Niederschlagswasser mitgeschwemmt wird. Die Bevölkerungsdichte im Einzugsgebiet hatte keinen Einfluss auf das Ausmaß der Belastung. Zudem hat die ETH 33 Sandproben von den Stränden der Seen genommen. Hiervon waren zwölf frei von Mikroplastik. Die Belastung betrug im Mittel circa 1000 Mikroplastik-Partikel pro Quadratmeter. Der größte Teil des Mikroplastiks in den Proben (Wasser und Strände) entfiel auf Kunststofffragmente, vorwiegend aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP), welche typischerweise in Verpackungen vorkommen. Die zweithäufigste Kategorie bildeten Schaumstoffe von Isolationsmaterialien. Die gemessenen Konzentrationen zeigen laut BAFU, dass natürliche organische Partikel und somit potenzielle Nahrung für planktonfressende Organismen gegenüber Mikroplastik überwiegen. Immerhin enthielten aber drei von 40 untersuchten Fischen und acht der neun gefundenen und untersuchten Vogelkadaver im Verdauungstrakt kleine Mengen an Mikroplastik. Aus diesen ersten Beobachtungen lassen sich aber nur schwer Rückschlüsse ziehen. Gemessen am Gefährdungspotenzial stuft das BAFUI Mikroplastik gegenwärtig als kein vordringliches Problem für die Wasserqualität der Schweizer Gewässer ein – im Gegensatz zu Mikroverunreinigungen, beispielsweise durch Pestizide. Allerdings würden Kunststoffe in den Gewässern nur sehr langsam abgebaut, betont das BAFU weiter. Die Belastung der Gewässer mit Mikroplastik sei zudem unerwünscht und tangiere das geltende Verunreinigungsverbot der Gewässer. Es seien daher Maßnahmen an der Quelle nötig, um die Belastung der Umwelt mit Kunststoff zu verringern. Lösungen hierfür soll ein runder Tisch aus Bund, Kantonen, Kommunen und der Kunststoffindustrie entwickeln.

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20141211_002

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