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Ernst-Kuntze-Preis vergeben – optimierter Energieeinsatz auf Kläranlagen im Fokus – DWA zeichnet praktische Verbesserungen für die Abwasser- und Reststoffentsorgung aus

Christian Drothler (59) aus Haiming (Bayern) und Stefan Schrowange (49) aus Brilon (Nordrhein-Westfa­len) werden in diesem Jahr zu gleichen Teilen mit dem Ernst-Kuntze-Preis der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) ausgezeichnet. Das hat das Preisgericht bei der DWA beschlossen. Vergeben werden die Preise auf der DWA-Bundestagung am 30. September 2014 in Baden-Baden. Mit dem Ernst-Kuntze-Preis, benannt nach einem ihrer früheren Präsidenten, zeichnet die DWA Arbeiten und Erfindungen aus, die zu praktischen Verbesserungen auf den Arbeitsgebieten der Vereinigung führen. Der Preis ist mit insgesamt 5000 Euro dotiert. Christian Drothler, ausgebildet als Maschinenschlosser, arbeitet seit 1985 als Klärwärter, zunächst im Markt Marktl, seit September 2004 bei der Stadt Burghausen. Er wird für die Arbeit „Druckluftspülung für Rechengut“ ausgezeichnet. Auf der Kläranlage Burghausen war eine neue Anlage zur Entfernung gröberer Stoffe (bis herunter zu drei Millimeter Durchmesser) und zur Wäsche des dort anfallenden Rechenguts in Betrieb genommen worden. Christian Drothler hatte Ideen zur Verbesserung dieser Anlage, die er auch in die Praxis umsetzte. Vor allem ersetzte er das Wasser, das zur Wäsche des Rechenguts verwendet wird, durch eine Mischung aus Wasser und Druckluft – analog zum Zähneputzen: Das beste Spülergebnis bei der Mundhygiene wird mit einer Mischung aus Wasser und Luft erreicht (weil dann wegen der Dichteunterschiede zwischen Wasser und Luft laufend unterschiedliche Kräfte auf die zu entfernenden Stoffe einwirken). Das führte zu erheblichen betrieblichen Verbesserungen, die auch finanzielle Einsparungen in fünfstelliger Höhe jährlich für die Stadt und ihre Kläranlage bringen. Stefan Schrowange, ursprünglich ausgebildet als Stahlbauschlosser, arbeitet seit 1996 als Betriebsmeister der Kläranlagen Warstein, Belecke und Möhnesee sowie Völlinghausen beim Ruhrverband. Schro­wange schloss später eine weitere Ausbildung als Ver- und Entsorger an und absolvierte drei Meisterprüfungen erfolgreich: als Kraftfahrzeugmechanikermeister, Metallbauermeister und Abwassermeister. Er wird ausgezeichnet für die Konzipierung und den Bau eines Schlammwärme-Rekuperators, der den Wärmeaustausch zwischen Schlammströmen unterschiedlicher Temperatur auf Kläranlagen ermöglicht. Nach dem von Stefan Schrowange entwickelte Verfahren übernimmt „kalter“ Rohschlamm die Wärmeenergie von „warmem“ ausgefaultem Schlamm, die sonst in die Atmosphäre abgegeben worden wäre. Die vorhandene Wärmeenergie verbleibt so weitgehend im System und wirkt sich energiesenkend für den Kläranlagenbetrieb aus. Die beiden Schlammströme, die einen Temperaturunterschied von deutlich über 10 °C aufweisen, werden im Gegenstrom zueinander über eine Kontaktfläche geführt. Einen „Schlamm-Schlamm-Wärmeaustauscher“ in dieser Form gab es bisher nicht. Diese Erfindung birgt ein beträchtliches ökonomisches Potenzial: Eine überschlägige Rechnung ergibt, dass in Deutschland bei einer Erwärmung von einem Drittel des Rohschlamms um 10 °C unter der Annahme eines Energiepreises von 0,07 €/kWh sich theoretisch eine Einsparung von 19 Millionen Euro jährlich ergibt.

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20140708_003

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